da heute nur die heimreise stattfindet, möchte ich die zeit im bus und am flughafen dazu nützen, um unsere reise zu resümieren. dieser beitrag wird voll sein mit beobachtungen, kommentaren und eindrücken der gesamten reise. was ist mir an england im allgemeinen und worthing im besonderen aufgefallen? wie war das verhalten unserer kids, wie das der briten und der italiener (es waren nämlich einige italienische klassen in worthing)? zeitweise mag dem leser der text etwas unstrukturiert vorkommen, dazu kann ich nur sagen: er ist es auch. lange rede, kurzer sinn: ich möchte das folgende einfach unter dem begriff „kulturelle impressionen auf einem haufen“ subsumieren. viel spaß beim lesen und eintauchen in meine gedankenwelt.
worthing ist für europäische verhältnisse nicht gerade die sauberste stadt, das liegt vor allem an den ansässigen. wie viele menschen ich in schmutziger kleidung herumlaufen sah, ist kaum vorstellbar. sie trugen richtig richtig dreckige pullover oder hosen, was jedoch auch darauf zurückzuführen sein könnte, dass sie gerade von der arbeit kamen. die kleidungstücke waren allerdings keine typischen arbeitsanzüge, sondern schienen eher privatkleidung zu sein. wenig verwunderlich: nicht jeder in england hat eine waschmaschine, sie gilt einheimischen zufolge fast als luxusgut.
weiters habe ich mich mit der frage beschäftigt, welchen status ein zahnarzt wohl in worthing/england genießt. „to be a dentist“ ist entweder eine marktlücke und du wirst reich, da sehr sehr viele menschen hier es dringend nötig hätten, sich ihre zähne richten zu lassen, oder du wirst arm, weil es dich zwar gibt, aber niemand hingeht. das krankenkassensystem scheint in england diesbezüglich ein wenig anders zu funktionieren oder – darauf möchte ich jetzt zu sprechen kommen – die menschen sind einfach zu arm. die lebenskosten sind hier recht hoch, der standard eher unterdurchschnittlich. die menschen investieren ihr weniges geld lieber in ein gutes cider als auf etwas „unnötiges“ wie bspw. zähne hinzusparen.
mir sind vor allem die vielen gegensätze hier aufgefallen, besonders unter den menschen und ihren verhaltensweisen. schöne autos, schlechte zähne; teures bier, billiges fastfood. die pubs sind immer gut besucht, dafür fehlt den meisten besuchern ein schneidezahn oder ihre vorderzähne sind dunkler als der barhocker auf dem sie sitzen. auf disziplin wird wert gelegt (stichwort: queue), dennoch hört man alle paar meter jemanden schreien oder fluchen. ein anzugträger sitzt im fastfoodrestaurant neben einem redneck. die anzahl letzterer, also echter proleten, ist sowieso gigantisch. dafür scheinen die pensionisten eher wohlhabend zu sein. es ist ein munteres nebeneinander, aber kein miteinander, obwohl alle einheimischen/migranten, mit denen wir während der reise sprachen oder zu tun hatten, äußerst nett waren. erwähnen möchte ich in dem zusammenhang ganz besonders unsere hoteldamen sarah und alison, die uns unseren aufenthalt in ihrem haus „the moorings“ angenehm gemacht haben. sie waren sehr bemüht und aufmerksam, hilfsbereit und gesprächig. das hotel selbst ist ein typisch britisches reihenhaus mit wenigen, eher kleinen zimmern mit standardaustattung, einer gemeinschaftsküche und einem frühstücksraum. außer uns hatten sie noch drei typen mittleren alters und bierbäuchen zu gast. einer davon trug silberketten und tattoos und starrte morgens ins leere, die anderen beiden trugen anzüge. das bereits erwähnte bild: redneck vs. anzuträger. dazu noch die zwei schrägen österreicher, einer mit mäßigem englisch, dem oft die vokabel bei der frühstücksbestellung nicht einfielen und der immer zu spät kam; eine mit verwirrtem wesen, die gerne mal die türe offen lässt oder sie nächtens trotz schlüssel nicht aufbekommt und das personal weckt. wir waren wohl das, was man gemeinhin eine illustre runde bezeichnet 🙂 das frühstücksangebot war ausreichend, ich aß zumeist griechisches light joghurt mit frischen früchten und ei (scrambled oder fried) auf toast mit mushrooms und bacon (das war allerdings dick aufgeschnittener schinken – im besten fall 😃), dazu drei tassen leichten schwarzen kaffee.
unsere kids verhielten sich im großen und ganzen recht brav. es gab natürlich die üblichen zickereien und tränen unter den mädchen, die man aber eher ignorieren als überbewerten sollte, und die obercoolen verhaltensmuster der jungs. aber alles im rahmen. die schüler waren generell an kulturellen dingen nicht sonderlich interessiert, vor allem motzten sie vor jedem programmpunkt gerne mal herum und versuchten ihren eigenen kopf durchzusetzen, was manchmal aufging, weil meine kollegin (und ich) wirklich zu den netteren lehrern zählen. manchmal müsste man mit ihnen einfach abfahren. ich will nicht sagen, dass das nie passiert ist. natürlich haben wir einige auch mal angeschrien, allein schon deshalb, weil sie teilweise ziemlich unhöflich waren oder, schlimmer noch, einfach keine etiquette kennen (grüßen; zuhören, wenn ein erwachsener/jemand spricht…). was mich am meisten aufgeregt hat, war das ständige handyspielen, während wir oder die guides instruktionen gaben. das war so ziemlich das unhöflichste und respektloseste, das manche unsrer kids gemacht haben. hinterher wussten sie dann nie was, wo, wie und wann – diesbezügliche fragen habe ich dann immer mit „frag dein handy“ quittiert.
im vergleich zu den italienern, die einige klischees bestätigt haben (penetrant, lästig, faul, uninteressiert, grundlos obercool, sprachliche antitalente…), waren unsere schüler jedoch wahre engel und die guides atmeten oft erleichtert auf, wenn sie mit uns fahren/gehen durften und nicht mit den italienischen kids mithirschen mussten.
was ist mir sonst noch aufgefallen? ach ja…auf der insel gibt es viele friseure, aber keine frisuren. style ist generell nicht so das britische ding, es gibt kaum läden mit stilvoller oder stylischer, moderner kleidung. ein komisches volk irgendwie, aber nicht unsympatisch.